Das ist Monika Taffet
Monika Taffet knüpft bewusst an traditionelle Genres der Malerei an – insbesondere an Stillleben, Figurendarstellung und vor allem an die Landschaftsmalerei, die in den letzten Jahren in den Mittelpunkt ihres Schaffens gerückt ist. Ihr Werk steht in der Nachfolge einer langen europäischen Landschaftstradition, die von der Renaissance über die Romantik bis zur Moderne reicht. In der Romantik des 19. Jahrhunderts erfuhr die Landschaftsmalerei einen enormen Aufschwung; die Natur wurde zum Träger von Stimmungen, Gefühlen und sogar politischen Aussagen – man denke an die symbolhaften Landschaften eines Caspar David Friedrich. Diese romantische Sicht auf die Natur als Projektionsfläche emotionaler und metaphysischer Inhalte klingt in Taffets Bildern nach, vor allem in der Atmosphäre ihrer Meeresbilder und weiten Landschaften. Ihre Gemälde vermitteln häufig eine Stimmung von Erhabenheit oder Melancholie, wie sie für romantische Landschaften charakteristisch ist, wobei oft ein einzelnes Motiv – etwa ein fernes Licht am Horizont oder ein unendlicher Himmel – eine transzendente Wirkung entfaltet.
Gleichzeitig steht Taffet in der Tradition des Impressionismus und expressiver Malerei der Moderne. Wie die Freilichtmaler des späten 19. Jahrhunderts sucht sie Motive direkt in der Natur auf und studiert Licht und Atmosphäre vor Ort – sie bezeichnet sich selbst als Pleinair-Malerin, die ihren Bildern im Atelier nur den letzten Schliff gibt. Charakteristisch impressionistisch ist, dass in ihren Arbeiten die unmittelbare Wahrnehmung und Stimmung wichtiger sind als eine topografisch genaue Detailtreue. Taffet lässt, ähnlich wie in der impressionistischen Malerei, alle Konturen und Details in vielen Bildern bewusst verschwimmen. Dadurch rückt der Eindruck von Farbe und Licht in den Vordergrund. Claude Monet formulierte einst, dass die Wahrnehmung der Dinge ihm wichtiger sei als ihr Gegenstand – ein Ansatz, der auch Taffets Auffassung von Landschaft nahekommt. Ihre Gemälde fangen flüchtige Lichtstimmungen und Farbnuancen ein, etwa das flirrende Grün eines Sommertages oder das gedämpfte Dämmerlicht über einem See.
Auch der Expressionismus hat Nachwirkungen in Taffets Stil. Insbesondere ihre kräftige, teils ungebändigte Farbgebung und der pastose Farbauftrag erinnern an expressionistische und neoexpressionistische Maltraditionen (man denke z.B. an die Neuen Wilden). Farben dienen bei Taffet nicht der bloßen Naturabbildung (Lokalfarbe), sondern der intensiven Stimmungserzeugung – hier löst sie die natürlichen Farben der Dinge bisweilen frei und steigert sie expressiv. Zudem verleihen die großzügigen, schwungvollen Pinsel- und Spachtelstriche ihren Bildern eine spontane, emotionale Note. Diese persönliche Handschrift verbindet sie mit jener Tendenz seit dem späten 19. Jahrhundert, die Landschaft subjektiv und ausdrucksstark zu interpretieren. So bleibt ihre Malerei „in der Schwebe, zwischen gegenständlich und abstrakt, zwischen malerisch und konkret“ – wie es ein Ausstellungstext treffend formulierte. Taffet bewegt sich damit in einem zeitgenössischen Kontext der Landschaftsmalerei, der traditionelle Bildgattungen aktualisiert. Sie zeigt, dass gegenständliche Landschaftsdarstellung auch im 21. Jahrhundert relevant bleibt, wenn sie mit moderner Farb- und Formensprache umgesetzt wird.
Taffets Malweise ist vor allem durch eine üppige Ölmaltechnik mit teils pastosem Farbauftrag geprägt. Wie Fußmann es lehrte, sieht sie in der Ölmalerei ein unersetzliches Medium mit großer sinnlicher Kraft. In ihren neueren Bildern treibt sie die Materialität der Farbe auf die Spitze: Auf die Leinwand werden dicke Schichten von Ölfarbe – bisweilen auch Acrylfarbe – aufgetragen, oft schichtweise übereinander. Dabei arbeitet Taffet bevorzugt mit dem Malspachtel. Die Oberfläche gewinnt so eine nahezu skulpturale Dimension. Oft dominiert dieser reliefartige Duktus das ganze Bildfeld und verleiht dem Gemälde eine physische Präsenz.
Taffet nutzt diese Technik jedoch nicht undifferenziert, sondern sehr bewusst: In manchen Kompositionen kontrastiert sie pastose Partien mit dünner lasierender Malerei im Hintergrund. So werden einzelne Bildelemente durch den kräftigen Farbauftrag hervorgehoben, während der Hintergrund vergleichsweise glatt und flächig bleibt. Dieser Hell-Dunkel- und Texturkontrast erzeugt Tiefe und lenkt den Blick des Betrachters gezielt auf die Vordergrundmotive.
Taffets Technik ist in hohem Maße handwerklich virtuos und zugleich experimentierfreudig.